Trendschau 2025 – Von Digital First zu KI First

Geschrieben von Thibaut Radoux | Sep 23, 2025 10:58:30 AM

Vor etwas mehr als einem Jahrzehnt war das Motto klar: Digital First. Unternehmen, die ihre Kommunikation, Prozesse und Geschäftsmodelle digitalisierten, gehörten zu den Gewinnern. Wer den Schritt versäumte, lief Gefahr, den Anschluss an den Markt zu verlieren. Heute stehen wir an einer ähnlichen Schwelle – nur lautet das neue Paradigma: KI First.

Doch anders als damals geht es nicht mehr allein darum, analoge Abläufe ins Digitale zu übertragen. Künstliche Intelligenz verändert Strukturen so fundamental, dass sie selbst zum Ausgangspunkt wird: für Kommunikation, Marketing, Produktentwicklung und sogar strategische Entscheidungen auf Vorstandsebene. Die zentrale Frage lautet: Wie gelingt es Unternehmen, KI so einzusetzen, dass sie nicht nur ein Werkzeug ist, sondern das Fundament ihres Handelns?

 

KI-Agenten übernehmen Aufgaben – Automatisierung auf neuem Niveau

Künstliche Intelligenz hat sich in wenigen Jahren von einem unterstützenden Tool zu einem aktiven Akteur entwickelt. KI-Agenten sind längst nicht mehr Science-Fiction. Sie übernehmen repetitive Aufgaben, werten Daten in Echtzeit aus, beantworten Kundenanfragen oder erstellen Content für Social Media.

Ein aktueller Report von Salesforce zeigt, dass durch den Einsatz von KI-Agenten die Marketing-Effizienz um bis zu 40 % gesteigert werden kann. Aufgaben wie Lead-Qualifizierung, Kampagnen-Monitoring oder Reporting, die früher ganze Teams beschäftigten, laufen heute weitgehend automatisch.

Der McKinsey Technology Trends Outlook 2025 untermauert das Bild: 60 % der Unternehmen weltweit berichten bereits von signifikanten Umsatzsteigerungen und Kostensenkungen durch KI-basierte Automatisierung. Besonders relevant ist das für kleine und mittelständische Betriebe, die bislang nicht über die Ressourcen großer Konzerne verfügten.

Doch Automatisierung ist nur die erste Stufe. Der nächste Schritt ist die autonome Prozessgestaltung: KI-Agenten, die nicht nur Aufgaben abarbeiten, sondern selbständig Prioritäten setzen und Handlungsempfehlungen ableiten. Damit verändert sich auch die Rolle der Marketers – sie werden zunehmend zu Dirigenten intelligenter Systeme, die strategisch eingreifen, wenn es darauf ankommt.

 

Hyperpersonalisierung – Vom Gießkannenprinzip zur Echtzeit-Relevanz

Wenn früher „Digital First“ bedeutete, eine Website zu launchen oder Social-Media-Profile zu pflegen, dann heißt „KI First“ heute: individuelle Erlebnisse in Echtzeit schaffen. Hyperpersonalisierung geht weit über klassische Personalisierung hinaus.

IBM beschreibt sie als die Verknüpfung von Echtzeit-Daten, KI-Analysen und dynamischen Customer Journeys. Praktisch heißt das: Jeder Kunde bekommt Inhalte, Angebote und Touchpoints, die exakt zu seiner aktuellen Situation passen – nicht nur zu seinen langfristigen Interessen.

Die Effekte sind messbar. Eine McKinsey-Studie belegt, dass Unternehmen mit hyperpersonalisierten Maßnahmen ihre Conversion Rates um 10–20 % steigern und den durchschnittlichen Warenkorbwert um bis zu 15 % erhöhen.

Beispiele dafür sind personalisierte Newsletter, die sich im Moment des Versands individuell anpassen, oder E-Commerce-Websites, die nicht nur Produktempfehlungen auf Basis vergangener Käufe anzeigen, sondern auch Wetterdaten, Standortinformationen und aktuelle Trends einbeziehen.

Für mittelständische Unternehmen bedeutet das einen doppelten Vorteil: Sie können Ressourcen einsparen, weil Kampagnen effizienter laufen, und gleichzeitig die Relevanz steigern, was in einer immer fragmentierteren Medienlandschaft entscheidend ist.

 

Low-Code trifft High-End-Coding – Demokratisierung der KI

Ein weiterer Gamechanger ist die Demokratisierung von Technologie. Low-Code- und No-Code-Plattformen machen es möglich, KI-Prozesse ohne tiefe Programmierkenntnisse aufzusetzen. McKinsey zufolge nutzen bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen weltweit Low-Code-Lösungen, um KI-Anwendungen zu entwickeln.

Das eröffnet vor allem kleineren Teams den Zugang zu KI. Marketingverantwortliche können Kampagnen automatisieren oder Daten-Pipelines bauen, ohne die IT-Abteilung jedes Mal einbinden zu müssen.

Dennoch bleibt High-End-Coding wichtig. Komplexe Szenarien – etwa die Integration mehrerer KI-Systeme in bestehende ERP- oder CRM-Strukturen – erfordern weiterhin spezialisiertes Entwicklerwissen. Für CMOs ergibt sich daraus eine klare Konsequenz: Technologiekompetenz wird zur Schlüsselqualifikation in der Führungsebene.

„KI First“ bedeutet deshalb nicht, dass alle zum Programmierer werden müssen. Aber Führungskräfte sollten die Funktionsweise und die Grenzen von KI verstehen – um Chancen zu erkennen und Risiken einschätzen zu können.

 

Verantwortung & KI-Governance – Vertrauen als Währung der Zukunft

Wo KI tief in Prozesse eingreift, sind Transparenz, Ethik und Verantwortung keine Option, sondern Pflicht. Der EU AI Act schafft dafür erstmals einen verbindlichen Rechtsrahmen. Unternehmen müssen Bias-Erkennung, Transparenz in Entscheidungsprozessen und Compliance sicherstellen – vom ersten Schritt an.

Der Stanford AI Index Report 2025 zeigt deutlich: 85 % der befragten Unternehmen betrachten klare Governance-Regeln als Wettbewerbsvorteil. Denn wer frühzeitig Strukturen etabliert, schafft Vertrauen bei Kunden, Partnern und Investoren.

Praktisch bedeutet das: KI-Systeme müssen nachvollziehbar sein. Wenn ein Algorithmus Leads priorisiert oder Kreditrisiken bewertet, muss das Unternehmen erklären können, auf welcher Basis diese Entscheidung getroffen wurde. Nur so lassen sich Akzeptanz und langfristige Nutzung sicherstellen.

 

Branchenspezifische KI-Lösungen – Die Spezialisierung der Intelligenz

Während allgemeine KI-Plattformen die Grundlage bilden, entsteht gerade ein Markt für branchenspezifische Lösungen. McKinsey prognostiziert, dass bis 2030 rund 70 % der Wertschöpfung durch KI aus solchen spezialisierten Anwendungen kommen werden.

Beispiele:

  • Im Gesundheitswesen helfen KI-Agenten, Diagnosen schneller und präziser zu stellen.
  • In der Finanzbranche entwickeln Banken KI-basierte Investmentstrategien, die auf individuellen Lebenssituationen beruhen.
  • Im B2B-Sektor entstehen Tools für automatisierte Marktrecherchen oder maßgeschneiderte Kundenservices, die kleinen Anbietern Zugang zu globalen Märkten ermöglichen.

Die Folge ist eine Welle der Spezialisierung, die Märkte neu ordnet. Unternehmen, die frühzeitig branchenspezifische KI-Lösungen adaptieren, sichern sich echte First-Mover-Vorteile.

 

Fazit: KI First als neues Paradigma

Künstliche Intelligenz ist kein Hype, sondern der Transformationsmotor einer neuen Ära. So wie Digital First vor zehn Jahren unverzichtbar wurde, ist heute KI First das Paradigma, an dem kein Unternehmen vorbeikommt.

Die Vorteile sind messbar: höhere Effizienz, größere Relevanz, mehr Innovationskraft. Doch der Einsatz von KI ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine strategische und kulturelle Entscheidung.

Unternehmen, die jetzt handeln, verschaffen sich einen Vorsprung. Sie profitieren von Produktivitätsgewinnen, stärken ihre Kundenbeziehungen und sichern ihre Zukunftsfähigkeit in einer Welt, die zunehmend von KI geprägt ist. Wer abwartet, riskiert, den Anschluss zu verlieren – und diesmal könnte die Lücke unaufholbar werden.

 

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